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"Vom Gärtnern in der Stadt"

Die neue Landlust zwischen Beton und Asphalt. Von Martin Rasper

"Ein Gespenst geht um in Europa, ein fröhliches, buntes Gespenst mit Dreck unter den Fingernägeln: der Neue Gärtner. Aufgetaucht aus dem Nichts, hat er in kürzester Zeit die Städte erobert."


Martin Rasper, Gärtnern in der Stadt, Oekom-VerlagNeue Landlust

Die Lust am städtischen Gärtnern treibt buchstäblich Blüten: Zwischen Beton und Asphalt wachsen plötzlich Salat und Tomaten, neben Blumen und Kräutern - auf Brachflächen, an Straßenrändern, in Ecken und Winkeln, wo bislang höchstens Unkraut emporgeschossen ist. Der Journalist Martin Rasper erzählt die Geschichte dieser neuen Landlust. Er hat selbst gegraben, gepflanzt und geerntet, sich gleichsam durch die Bewegung gegärtnert – vom Guerilla Gardening bis zum Hausgarten kennt er die vielen unterschiedlichen Formen des "Urban gardening".

Selbstversorgung

Es ist aus guten Gründen modern geworden, selbst Tomaten, Gurken oder Salat anzupflanzen, denn die Lebensmittelindustrie versorgt uns zunehmend mit Kunstprodukten aus dem Chemielabor. Außerdem macht es Spaß, Bohnen und Gurken wachsen zu sehen und obendrein sicher zu sein, dass es schadstofffrei ist. Bio-Gemüse aus dem eigenen oder aus Gemeinschaftsgärten ist auch zu einer Form der Selbstversorgung geworden, die immer mehr Menschen praktizieren, um sich regional und saisonal zu ernähren.

Eine andere Welt

Ein Garten ist ein Ort des Wachstums, der Begegnung, des Lernens, schreibt Rasper, ein Ort für Menschen, Pflanzen, Tiere, und zitiert:  "Eine andere Welt ist pflanzbar." Unter diesem Titel haben Ella von der Haide u.a. drei Dokumentarfilme über Gemeinschaftsgärten in Buenos Aires, Berlin und Südafrika gedreht.
Die andere Welt ist also keine Utopie angesichts der vielen grünen Oasen, die überall und mitten in den Städten entstehen, Baulücken füllen oder ein verwahrlostes Parkdeck, die Nachbarschaften und interkulturelle Gemeinschaften wachsen lassen.

Ideen für eine grüne Stadt

Raspers Recherchen führen uns die großartige Vielfalt dieser durch und durch ökologischen Bewegung vor. Er liefert praktische Tipps vom Hochbeet über Saatgut bis zum Kräuteranbau, informiert über Mischkultur, Kompost und Permakultur. Aber er erzählt auch von den Menschen, die die Bewegung des städtischen Gärtnerns tragen, von ihren politischen Motiven und von der Notwendigkeit, sich angesichts von Umweltverschmutzung und Klimawandel lieber von einheimischen Produkten zu ernähren. Außerdem liefert er jede Menge Ideen für die grüne Stadt.

Ratgeber

Ein spannendes, informatives, praxisbezogenes Buch und ein Ratgeber, der selbst bei eingefleischten Gemüsegegnern die Lust wecken kann, es doch selbst mal zu versuchen – ein kleines Hochbeet im Holzkasten hat auf dem Balkon allemal Platz.
(Christiane Schwalbe)

Martin Rasper "Vom Gärtnern in der Stadt"
Die neue Landlust zwischen Beton und Asphalt
oekom 2012, 208 Seiten, 19.95 Euro