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"Einfach besser leben"

Nachhaltigkeit als neuer Lebensstil

Zur Lage der Welt 2010

Wohlstand in der Welt ist leider nicht für alle da – vorwiegend die Industrienationen profitieren vom wirtschaftlichen Wachstum, das für ungebremsten Konsum gesorgt hat. Aber so kann es nicht weiter gehen, fossile Brennstoffe sind nicht unbegrenzt verfügbar, der Klimawandel ist bedrohlich, unsere Umwelt geht an den Methoden der industriellen Nahrungsmittelproduktion kaputt.

Einfach besser leben, Nachhaltigkeit als neuer Lebensstil, Worldwatch Institute 2010Verschwendung von Ressourcen

"Heute verbraucht der Europäer im Durchschnitt jeden Tag 43 Kilogramm an Ressourcen und der Amerikaner im Durchschnitt 88 Kilogramm. Alles in allem zieht die Menschheit jeden einzelnen Tag den Gegenwert von 112 Wolkenkratzern wie das Empire State Building aus der Erde ... die Menschheit (nimmt) heute die Ressourcen und Dienstleistungen von 1,3 Erdbällen in Anspruch."

Gebot der Stunde

Nachhaltigkeit ist das Gebot der Stunde, denn noch ist Zeit, mit politischer Einflussnahme und eigenem Verhalten unseren Planeten zu retten, damit er  auch für künftige Generationen lebenswert bleibt. Nachhaltigkeit bedeutet nichts weniger als "einen tiefgreifenden Wandel von Gewohnheiten und Verhaltensweisen: von einem verschwenderischen Lebensstil zu einem ökologisch verantwortlichen Wohlstandsmodell".

Kultureller Umbruch

Dass ein umfassender Umbruch im individuellen Lebensstil möglich ist, zeigt dieser Report. In seinen außerordentlich informativen Beiträgen beschreiben Wissenschaftler des World- watch Institute in Washington, was es zu verändern gilt und wo die Ansatzpunkte für Politik und Wirtschaft, aber auch für jeden einzelnen Verbraucher liegen.

Konsum, Konsum, Konsum

Hier werden Informationen zusammengetragen und Fragen gestellt, die deutlich machen, wie notwendig ein kultureller Umbruch und  generelles Umdenken sind. Klimawandel ist  vor allem ein Symptom des exzessiven Konsumniveaus der westlichen Welt, was mit Wohlergehen und Erfolg gleichgesetzt wird. Aber geht es uns denn besser? Was früher Luxus war, ist heute alltäglich – allerdings nur in den reichen Ländern dieser Erde. Fleisch zum Beispiel, früher teuer und wertvoll, verkommt  zum  Massenprodukt. Das einstige "Stück Lebenskraft" verdunstet in der Pfanne vorwiegend Wasser und Hormone und fördert obendrein den Klimawandel.

Über den Tellerrand

Volle Regale in den Supermärkten blenden und verführen, aber machen sie auch zufriedener? Oder nicht einfach nur übergewichtiger und damit krank? Durch den Blick auf andere Kulturen und ihre Lebensweisen wird in diesem Buch der Blick auf die eigene Kultur und auf die eigene Verschwendungssucht geschärft. Es geht  um mehr Bescheidenheit zum Nutzen aller Völker dieser Welt.

Positive Beispiele

Es gibt bereits viele Beispiele, wie nachhaltiger Konsum aussehen kann, meint: ein Konsum, der Rücksicht nimmt auf vorhandene Ressourcen und  technischen und sozialen Fortschritt einsetzt, um die Umwelt zu schonen. Das beginnt bei einer Nachhaltigkeits-Bildung in Kindergärten, die sich in den Schulen fortsetzt und die Alten nicht beiseite schiebt, sondern sieht in ihren Erfahrungen eine wichtige Ressource für eine nachhaltige Entwicklung sieht. Mittagessen in der Schule macht nicht nur satt, sondern ist ein wichtiges Bildungsangebot, denn "die Vorliebe für eine gesunde Ernährung ist eine durch Sozialisierung erworbene Eigenschaft, das Resultat eines von Familien und Freunden zu Hause und in der Schule geprägten Lernprozesses".

Neue Orientierung in den Städten

Modelle, wie Städte sich buchstäblich eine Zukunft bauen, zeigen Lösungsmöglichkeiten, ein Beispiel: das Quartier Vauban, eine Ökosiedlung in Freiburg. "Städte so zu planen, dass sie weniger vom Auto abhängig sind, muss ein Schlüsselelement aller Pläne zur Reduzierung des urbanen CO2-Fußabdrucks sein". Also Orientierung am öffentlichen Nahverkehr, aber auch "Steueranreize, die die Menschen zu 'planetarischen Lebensstilen' anhalten".

Visionen für die Zukunft

Mit einer Vielzahl von Beispielen, Fakten, Studien und Untersuchungen belegt dieser Bericht zu Lage der Welt ganz ohne moralischen Zeigefinger, dass jeder einzelne in der Gemeinschaft etwas tun kann, erst recht, wenn er unterstützt wird von einer sinnvollen, d.h. an Nachhaltigkeit orientierten Politik. Aber es gehört noch mehr dazu: "Die Menschheit braucht Zukunftsvisionen, die ohne ein fortwährendes Wachstum des Konsums oder der Weltbevölkerung auskommen, Visionen, die den Gedanken zurückweisen, der Besitz möglichst vieler Dinge sei das höchste Lebensziel oder das Bruttosozialprodukt das beste Maß für menschliches Wohlergehen."

Nachhaltigkeit als Lebensstil

Es geht also um eine neue Kultur der Nachhaltigkeit im Alltag, im Beruf, in der Schule, in den Chefetagen der Industrie und in den Medien, die eine entsprechende Entwicklung stützen und fördern können. Das tut auch dieser spannende Report, der sogar jenen die Augen öffnen dürfte, die sie bislang verbissen zukneifen.
(Christiane Schwalbe)

"Einfach besser leben - Nachhaltigkeit als neuer Lebensstil"
Zur Lage der Welt 2010 - World Watch Institute (Hrsg.)
in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung und Germanwatch – Oekom Verlag München 2010, 19,90 Euro

 

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